Bericht von der Landessynode am 17. April bis zum 21. April 2016 in Ansbach

Die Frühjahrssynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern war vor allem von inhaltlichen Diskussionen und Entscheidungen bestimmt.

1. Kirche auf dem Land ist vielfältig und auf der Höhe der Zeit
Die Frühjahrssynode in Ansbach stellte vor allem „Kirche im ländlichen Raum“ in den Mittelpunkt, ihr Motto war „Lug ins Land, Kirche“.
Bei der Tagung kamen Menschen zu Wort, die in Kirchengemeinden auf dem Land leben, sich dort sowie in Einrichtungen und Diensten engagieren und ihren Glauben zur Sprache bringen, die Landschaft pflegen und Netzwerke bilden. So wurde deutlich, dass gerade die Leute auf dem Land die Herausforderungen der globalisierten Welt sehen und annehmen.
Besonders beeindruckend war eine Gruppe aus dem Landkreis Schwabach. Sie sieht unser Wirtschaften im globalen Zusammenhang. Deshalb setzt sie sich für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und eine möglichst regionale Versorgung in ihrem ländlichen Raum ein. So handelt diese Gruppe zeichenhaft dafür, dass überall auf der Welt, besonders in den Ländern des Südens, Ernährungssouveränität gefördert werden soll.
Am Dienstag konnten sich die Synodalen auf einem Dienstagsmarkt in der Karlshalle über die vielfältigen kirchlichen Aktivitäten von Kirchengemeinden, Werken und Diensten auf dem Land informieren. Der Posaunenchorverband und der Verband Singen in der Kirche präsentierte Chöre als lebendige und prägende Elemente in der Gemeinde, Evangelische Kommunitäten wie der Schwanberg oder die Christusbruderschaft stellten Orte der Einkehr und Besinnung vor. Das Diakonische Werk Passau präsentierte Konzepte über den Umgang mit Zuwanderung im ländlichen Raum und das Religionspädagogische Zentrum in Heilsbronn stellte Konfirmandenarbeit in Bayern angesichts des Strukturwandels vor. Das sind nur einige Beispiele von vielen Aktivitäten, die zeigen, wie interessant, vielfältig und nahe bei den Menschen das kirchliche Leben auf dem Land gestaltet wird.
Einen programmatischen Vortrag zum Thema hielt Bischof Markus Dröge. Er schilderte eingängig die Lage der ländlichen Regionen in Brandenburg. Nur noch 19% aller Menschen gehören dort der evangelischen Kirche an. Um mit dieser schwierigen Situation umzugehen, hat die Kirche 10 Grundsätze erarbeitet, die von Bischof Dröge vorgestellt wurden. Seine Thesen umfassen vor allem Strukturveränderungen: Stärkung der Mittleren Ebene (Dröge spricht von „Mittler-Ebene“), regionale Zusammenarbeit, „Gemeinden der Nähe“, bei denen sich das Pfarramt auf Seelsorge und Kasualien beschränkt, Gottesdienst und Gemeindeaufbau von den Pfarrerinnen und Pfarrern nur begleitet werden. Dieses Konzept schafft tragfähige Strukturen für eine Minderheitenkirche mit vielen Dorfkirchengebäuden. Es macht aber keine Aussage, wie die Kirche innerlich belebt und neu das Evangelium zu den Menschen gebracht werden kann.

2. Das Bildungskonzept der ELKB wurde verabschiedet
Dem Konzept geht es um Bildung im Horizont des gesellschaftlichen Wandels. Bildung in evangelischer Verantwortung vollzieht sich als Leben, Lernen und Glauben in der globalen Leistungsgesellschaft, im Zeichen individueller Religion und unter den Bedingungen des religiös-weltanschaulichen Pluralismus.
Ein besonderes Augenmerk des Konzeptes gilt der Vielfalt von Lernräumen und Orten religiöser Bildung. Das zentrale Plädoyer des Bildungskonzeptes zielt darauf, die verschiedenen Lernorte und Bildungsgelegenheiten in „Bildungslandschaften“ miteinander zu vernetzen.
Das Bildungskonzept der ELKB will durch konkrete Leitfragen und Impulse dazu anregen, dass Menschen in den vielfältigen Bildungskontexten der ELKB wie der Diakonie gemeinsam in Gespräche über Ziele und Gestalten von Bildung eintreten.

3. Die Handreichung gegen Rechtsextremismus wurde verabschiedet
„Ja zu gelebter Menschenfreundlichkeit Gottes – Nein zum Rechtsextremismus“. Unter diesem Titel verabschiedete die Landessynode ein Papier gegen den Rechtsextremismus. Damit bezieht die ELKB eindeutig Position. „Rassistische Äußerungen, gruppenbezogene Abwertungen und rechtsextreme Ideologien widersprechen christlichen Überzeugungen fundamental. Sie richten sich gegen Menschen, die Teil unserer Gesellschaft, Teil von Kirche, Teil unserer Welt sind: beispielsweise gegen Flüchtlinge oder Menschen mit Behinderung. Sie widersprechen dem christlichen Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.“ (S. 26 der Handreichung).

4. Interreligiöser Dialog – Konzeption der interreligiösen Arbeit der ELKB
Bis zuletzt heftig diskutiert wurde die Konzeption zum interreligiösen Dialog. Christen und Christinnen haben Kontakte zu Mitgliedern anderer Religionen, auch im Alltag ergeben sich Gespräche über den Glauben. Immer wieder gibt es gemeinsames Engagement in politischen und gesellschaftlichen Fragen. Die Kirche muss über diese Kontakte nachdenken und sich klar machen, was die Präsenz anderer Religionen für sie bedeutet. Die Synode hatte sich bereits zum zweiten Mal mit diesem Konzept zu beschäftigen. Bei der vergangenen Herbstsynode war die Behandlung wegen zahlreicher Anfragen vertagt worden. In der intensiven Diskussion ging es vor allem darum, auf welcher Basis der Dialog geführt wird: Versteht sich der christliche Glaube als eine religiöse Haltung neben anderen oder wird der dreieinige Gott als Gott aller Menschen bezeugt. Am Ende setzte sich die zweite Haltung als sachgemäß durch. „Wir glauben, dass Christus zum Heil aller Menschen und der ganzen Welt gesandt ist“ wurde als Spitzensatz aufgenommen. Die zweite Hälfte dieses Satzes „wir machen aber über das Heil der Nichtchristen keine Aussage, denn das ist allein Sache Gottes“ eröffnet das Feld von respektvollem, aufmerksamem Dialog und Toleranz. Ein wichtiges Ziel der Konzeption ist die Wahrnehmung gemeinsamer Weltverantwortung durch die verschiedenen Religionsgemeinschaften. So beschreibt die Konzeption gesellschaftliche und ethische Grundlagen des Gesprächs mit anderen Religionen, dabei werden besonders die Geltung individueller Menschenrechte und die Bejahung der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung hervorgehoben.

5. Profil und Konzentration
Vor dem Hintergrund der Finanzdebatten der vergangenen Jahre ist deutlich geworden, dass die Kirche in Zeiten, in denen es noch Handlungsmöglichkeiten gibt, entscheiden muss, worauf sie sich künftig konzentrieren will und welche Bereiche möglicherweise verzichtbar sind.
Diese schwierigen Fragen müssen in einem vor allem durch eine inhaltliche Diskussion bestimmten Prozess geklärt werden. Ein erster Schritt dazu ist eine Klausurtagung von Landeskirchenrat und Landessynode Tutzing, die im Juni stattfinden wird.

6. Weitere Themen und Beschlüsse
Die Synode bestätigte den Beschluss der EKD-Synode, dass die EKD als Gemeinschaft von Kirchen selbst Kirche ist.
Die Kirchenmusik in der bayrischen Landeskirche wurde gesetzlich geregelt, insbesondere die Ausbildung und der Dienst der Kirchenmusiker. Auch werden voraussichtlich etwas höhere Mittel zur Förderung der Kirchenmusik in den Gemeinden zur Verfügung stehen. Durch die landesweite Anstellung der hauptamtlichen Kirchenmusiker werden auf der Ebene des Dekanats Gelder frei, die dann schwerpunktmäßig zur Förderung der Kirchenmusik in der Fläche verwendet werden können: z.B. für Jungbläserausbildung, Förderung eines Musical- oder Gospelprojektes.
Der frühere Landesbischof Johannes Friedrich stellte die revidierte Ausgabe der Lutherbibel vor, die zum Reformationsfest 2016 veröffentlicht werden soll. Diese neue Bibelausgabe bemüht sich an vielen Stellen um eine besondere Nähe zu der ursprünglichen Übersetzung von Martin Luther. So wurde darauf geachtet, die sprachliche Kraft des Originals zu erhalten und bei bekannten Luther-Zitaten, die auch die deutsche Sprache prägen, möglichst wenig in den Wortlaut einzugreifen.
Auf Initiative des Arbeitskreises „Gemeinde unterwegs“ beschäftigte sich die Synode mit geistlichen Herausforderungen angesichts der Flüchtlingskrise. Dazu konnte als Referent Paulus Kurt vom Zentralrat orientalischer Kirchen in Deutschland gewonnen werden. Er warb um mehr Aufmerksamkeit für die Probleme christlicher Flüchtlinge. Christen, die der Verfolgung in ihrer Heimat ausgesetzt waren, suchen in Deutschland Schutz und werden dann in den Unterkünften erneut bedroht. Den Problemen christlicher Flüchtlinge sollte deshalb Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie sollten entweder in eigenen Unterkünften oder in größeren Gruppen in den Heimen untergebracht werden. Zugleich wurde deutlich, dass die Gemeinden in Deutschland und Bayern auch geistlich gefragt sind: bei der Seelsorge an Flüchtlingen, als Einladende zu Gottesdiensten, für Tauf- und Glaubenskurse.

Dr. Edda Weise