Besuch des Landesbischofs in Würzburg

Heinrich Bedfors-Strohm
Bildrechte Harriet Tögel

Auftakt der Bischofsbesuch im Evang.-Luth. Dekanat Würzburg

Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm besucht das Dekanat Würzburg am 5. Und 6. Oktober 2022

Bereits der Auftakt des Bischofsbesuchs steht unter dem Vorzeichen des Dankes und der Ermutigung. So schickt Herr Bedford-Strohm schon auf dem Weg nach Würzburg eine Videobotschaft zur Social Media Aktion #dankezettel.

[Dabei liegt ihm besonders der Dank an die knapp 150 000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in unserer Kirche am Herzen.]

Begegnungen mit `Land und Leuten´ sind für den Landesbischof sehr wichtig. Er besuchte nach der Dekane Konferenz, das Pfarrkapitel und suchte Austausch mit den Mitarbeitenden der Kirche. Weitere Gespräche mit den Menschen vor Ort waren beim Empfang nach dem Festgottesdienst in der St. Stephankirche Würzburg hautnah möglich.

Ein Vers aus dem 2. Timotheusbrief, „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1,7) war nicht nur sein Predigtkern, sondern zog sich wie ein roter Faden durch den ersten Tag seines Dekanatsbesuch.

„Kraft, Liebe, Besonnenheit – das ist das, was wir gerade jetzt am dringendsten brauchen“ so Bedford-Strohm, weil sie „in unserer Seele einen Horizont öffnet, der noch viel größer, viel weiter, viel kraftvoller ist als alles“ andere. So führt es das mutige Handeln der Menschen in der Ukraine als Beispiel dafür an, dass das Vertrauen auf `Herzensprognosen´ alles verändern kann.

„Herzensprognosen beruhen nicht auf den empirischen Daten, die wir aus allen Bereichen der Wissenschaften regelmäßig bekommen. Diese Daten brauchen wir auch. Sie sind für weises Handeln heute unverzichtbar. Für unsere Herzensprognosen brauchen wir Geschichten, Narrative, Erfahrungszeugnisse von Menschen, die vor uns gelebt haben“. Sie beruhen auf dem Vertrauen, dass aus Gottes Zusage erwächst.

Und so schließt Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm seine Predigt mit einer ganz persönlichen Herzensprognose:

„Hört auf, auf Eure Mitgliedszahlen zu starren! Eure Ausstrahlungskraft hängt nicht an der Zahl der Mitglieder! Wir Christen waren damals ganz wenige. Aber schaut, wie viele wir jetzt auf der ganzen Welt sind! Weil wir immer wieder unser Herz für Christus geöffnet haben und diesen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit gespürt haben. Und ihn dann selbst ausstrahlen konnten! Ihr werdet Euch verändern. Ihr werdet weniger Gebäude haben. Ihr werdet auch Manches aufgeben müssen. Ihr werdet Euer Geld anders einsetzen. Aber Ihr werdet nie den Mut verlieren! Die Leute werden spüren, dass Ihr aus der größten Hoffnungsbotschaft lebt, die die Welt je gesehen hat. Und sie werden neugierig werden, weil sie sich selbst so sehr nach Hoffnung sehnen, weil sie sich so sehr nach Liebe sehnen, weil sie sich nach einer Gemeinschaft sehnen, in der alle Menschen willkommen sind, in der sie nicht zuerst etwas leisten müssen, sondern einfach sein dürfen. In der Menschen nicht urteilen und verurteilen, sondern barmherzig miteinander umgehen.“


Zweiter Tag des Bischofsbesuchs: Begegnung mit ungewöhnlichen Projekten

„Noch einmal Schüler sein“

Auch am zweiten Tag der Visitation des Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm standen Begegnungen und das Kennenlernen von innovativen Projekten für den Landesbischof ganz oben auf seiner Agenda. So besucht er vormittags das Dag-Hammarskjöld-Gymnasium (DAG) in Würzburg.  

[Das DAG ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium in der Trägerschaft des Evang.-Luth. Dekanats Würzburg mit einem innovativen pädagogischen Konzept in familiärer Atmosphäre. Die Schule bietet drei unterschiedliche Ausbildungsrichtungen an, die in der Mittelstufe wählbar sind:

    Naturwissenschaftlich-technologisch
    Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlich
    mit sozialwissenschaftlichem oder wirtschaftswissenschaftlichem Profil]

Dort wurden ihm nicht nur besondere Projekte von SchülerInnen selbst vorgestellt, vielmehr nahm er sich Zeit für Rückfragen und Gespräche mit diesen.
Von der Lernzeit des gebundenen Ganztagszweiges, bis zur Lesezeit als Start in den Tag. Von den SELF-Tagen (bei denen die SchülerInnen außerschulisches Wissen in Form eines Workshop Systems hautnah erleben), bis hin zu der großen Challenge in den neunten Klassen (bei denen eine Gruppe Jugendlicher eine Woche lang, mind. 100 km von ihrem Zuhause entfernt, mit nur 60 Euro auskommen müssen.) Bei den Dienstagimpulsen, so stellte eine Schülerin der 7. Klasse überdies vor, wird „in den 15 Minuten das DAG zum WIR.“  

Neben Berichten von SchülerInnen wollte auch die Schulleitung, so wie die Mitarbeitervertretung und Gesandte des Elternbeirats die Gelegenheit nutzen, die Besonderheiten des Dag-Hammarskjöld-Gymnasium vorzustellen und um Unterstützung von Seiten der Landeskirche zu werben.
Tief beeindruckt von den Projekten und dem Einsatz des Lehrerkollegiums schließt Heinrich Bedford-Strohm neben einem herzlichen Dank, mit dem Fazit.“ Da möchte ich gern selbst nochmal Schüler sein und Exkursionen, selbstwirksames Lernen“ selbst erleben.


Kirche anders denken

Von dort aus ging es weiter zum Zentrum für digitale Innovation am Hubland. Der Initiativkreis Hubland stellte ihm seine Ideen für Kirche am Hubland vor.  

[Dies ist ein Gremium aus Haupt- und Ehrenamtlichen VertreterInnen, die Spuren suchen wie kirchliche Beheimatung in einem neuentstehenden Stadtteil gelebt werden kann. Hierfür sind bereits eine Vielzahl an Kooperationen (mit der Kommune sowie den kath. Kollegen) geknüpft worden.  

Daneben finanziert die Landeskirche eine 50% MUT-Stelle (MUT bedeutet: missional. unkonventionell. tandem. Die MUT-Initiativen sind Startups der Evangelisch Lutherischen Landeskirche, setzen einen für den jeweiligen Raum neuen Akzent und sollen dazu beitragen, dass Erkenntnisse auch gesamtkirchlich zur Innovation genutzt werden können. Diese konnte bereits ab dem 1.10. mit Stine Hassing besetzt werden.]  

Kirche am Hubland soll anders, ökumenisch und mitten bei den Menschen gestaltet werden und so `Berührungsflächen zum Glauben bieten´. So sind beispielsweise eine mobile Jurte als Anlaufstelle, eine „Zuhör-Bank“ oder eine Dank-`Bar´, Projektideen durch die Kirche im Stadtteil sichtbar werden soll. Daneben werden die Gegebenheiten vor Ort wie der `Hubble´ (ein Befragungsautomat der Universität Würzburg) oder die Inforscreens im Eingangsbereich der neuen Wohnblocks genutzt, um niederschwellig auf die Angebote hinzuweisen.

„Das ist Kirche der Zukunft!“ ist der Landesbischof überzeugt. Die Vorschläge des Initiativkreises Hubland „machen Spaß und neugierig. Da bekommt man richtig Lust auf Kirche.“ Dekan Slenczka betont, dass die Arbeit der ehrenamtlich Mitwirkenden sowohl Fundament als auch Motor dieses Projektes sind. Es möchte auch anderen Kirchengemeinden Mut machen neue Wege zu gehen.

 

Hin zu den Menschen - Jugendarbeit im ländlichen Raum

Ein weiterer Schwerpunkt bei der Visitation des Landesbischofs waren Besuche verschiedener Kirchengemeinden. Diese starteten im Schloss der Grafenfamilie Wolfskeel  in Uettingen. Inhaltlich stand die Jugendarbeit im ländlichen Raum im Vordergrund.

[Das Evangelische Jugendwerk hat im Zuge der Landesstellenplanung ein innovatives Konzept entwickelt, bei dem Jugendarbeit durch Kooperationen direkt an Gemeinden gebunden werden kann.]

So waren VertreterInnen der Kirchengemeinden Billingshausen, Remlingen und Uettingen, sowie des Jugendwerks bei diesem Treffen anwesend. Die drei alten evangelischen Gemeinden wollen „die relativ gute kirchliche Sozialisation ihrer jungen Gemeindeglieder bewahren und stärken“ so Dekan Wenrich Slenczka  und kooperieren daher zusehends, um eine attraktive 50% Jugendarbeitsstelle in ihrem Raum zu schaffen. „Dies ist der richtige Zeitpunkt um in die Offensive zu gehen“ lobt Heinrich Bedford-Strohm. „Da gerade Landgemeinden in ihrem ureigensten Interesse danach streben sollten ihre Stellen möglichst attraktiv zu gestalten. Selbstverständliche Zusammenarbeit und gabenorientiertes Arbeiten sind dabei eine zentrale Voraussetzung.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Kommune und den kath. Kollegen, hat hier schon eine lange Tradition. „Da lacht mein Herz“ berichtet der Landesbischof strahlend, als er von den vielen Vernetzungen hört. Nach einem guten fränkischen Essen im Kreise der Grafenfamilie bildete die Kirchengemeinde Karlstadt die letzte Station des Besuchs. Hier versammelten sich viele VertretInnen der Kirchengemeinden Karlstadt und Thüngen/Arnstein, die sich ebenfalls auf den Weg `hin zu den Menschen gemacht haben, um so ihre Jugendarbeit gemeinsam zu stärken. Diese warteten mit einer Vielzahl von Ideen auf, wie Kinder, Jugendliche und Familien in den Kirchengemeinden erreicht und eingebunden werden können.  „Wir müssen Kirche insgesamt so verändern, dass Kinder und Jugendliche nicht nur die Zukunft, sondern die Gegenwart unserer Kirche sind.“  so Bedford-Strohm. Vertrauen in Jugendliche, Beteiligung und Gemeinschaft sind dabei entscheidend. Gerade junge Menschen müssen spüren:  „Hier bin ich nicht nur willkommen, sondern das ist meins“.  Bedford-Strohm schließt voller Freude über all diese Bereitschaft zum Aufbruch und dankt für den Einsatz aller Beteiligten in den Kirchengemeinden.

 

Anbei ein paar Impressionen: