Diakonie feiert fünf Jahre Training-Coaching-Weiterbildung 

Martin Hoppe, Sozialpädagoge und TCW Bereichsleiter im Gespräch mit Dipl-Psychologin, Traumtherapeutin und Gestalttherapeutin Kerstin Kühnel
Bildrechte Claudia Kaufhold, Diakonie Würzburg

Der Bildungsträger „Training-Coaching-Weiterbildung“ (TCW) hilft Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen auf ihrem Weg in eine Beschäftigung und in ein zufriedeneres Leben. Das Besondere an der Einrichtung TCW ist ihre Zielgruppe und wie genau auf sie eingegangen werden kann: Menschen in Lebenslagen, in denen sie mit konkreten, meist mehreren Hemmnissen zu kämpfen haben, bekommen hier maßgeschneidert Hilfe. Es kann viele Gründe haben, warum man keinen Arbeitsplatz oder keinen gesellschaftlichen Anschluss findet. Manche Menschen in den Maßnahmen des TCW haben Probleme mit ihrer Wohnsituation oder sind psychisch belastet, andere werden von Schulden gedrückt oder haben mangels Hausarztes oder Krankenversicherung keinen gesicherten medizinischen Status, wieder andere haben Ernährungsschwierigkeiten von Magersucht bis Adipositas, manche haben vieles davon gleichzeitig und wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Schnell lebt man dann ohne soziale Kontakte, ohne Perspektive, viele sind auch traumatisiert oder tragen weitere Hemmnisse mit sich herum, die sie hindern, auf dem Arbeitsmarkt und im gesellschaftlichen Leben mitzuhalten. 

Warum „Training-Coaching-Weiterbildung (TCW) gegründet wurde 

Martin Hoppe war 8 Jahre lang im Jobcenter Stadt Würzburg tätig. Die dort gemachten Erfahrungen im Fallmanagement, waren der Grundstein für die im TCW bestehenden Maßnahmen. 2016 wechselte der Diplom Sozialpädagoge in die Sozialpsychiatrischen Hilfen der Diakonie Würzburg. Mit der Dienstleistung des Ambulant betreuten Wohnen, bietet die Diakonie, seit über 30 Jahren, eine wertvolle sozial-psychiatrische Hilfe an.  

2017 gründete Martin Hoppe, zusammen mit dem Leiter der Sozialpsychiatrischen Hilfen Udo Hafner, der Psychologin Kerstin Kühnel und der Sozialpädagogin Elfriede Müller den Bildungsträger TCW „Training-Coaching-Weiterbildung“.  

Wie wird konkret geholfen? 

Startschuss war am 1.4.2017 mit der Maßnahme Perspektivo mit den ersten 10 Teilnehmern. Über 9 Monate hinweg werden in Workshops und Einzelgesprächen für jeden einzelnen Teilnehmer Ressourcen ermittelt, konkrete Anforderungen wie erforderliche Antragstellungen, Praktika, Erstellung von Lebensläufen usw. abgearbeitet und realistische Perspektiven entwickelt.  

Bald zeigte sich, dass für manche Menschen über längere Zeiträume hinweg zunächst sehr niederschwellige Coaching-Angebote gebraucht wurden. Hierzu wurde die Maßnahme Stellwerk konzipiert, in der zunächst 7 Teilnehmer über 8 Monate intensiv begleitet wurden. Um Mensch in Stadt und Landkreis erreichen zu können, welche aufgrund ihrer Problemlagen, oder fehlender Mobilität, es nicht in die Einrichtung des TCW schafften, wurde mit Basic eine Maßnahme der aufsuchenden Sozialarbeit in Stadt und Landkreis ins Leben gerufen.  

Mit dem Start der Maßnahme InFra 2019 wurde schließlich dem Umstand Rechnung getragen, dass auch kulturelle Unterschiede, Fluchtgeschichten und Gendermuster sich mischen können mit weiteren persönlichen Schwierigkeiten. Mithilfe von InFra werden über 12 Monate hinweg Frauen mit Migrationshintergrund besonders gefördert. 

Die Maßnahmen des TCW, richten sich gezielt an erwerbslose Menschen, die im Bezug von Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II sind und werden durch die Agentur für Arbeit bzw. durch die Jobcenter Stadt und Landkreis Würzburg gefördert. Die Teilnehmer erhalten dort bei entsprechendem Förderbedarf einen sogenannten „Aktivierungs- und Vermittlungs-Gutschein“, mit dem sie sich einen Bildungsträger frei auswählen können. „Bei uns beginnt es dann mit einem ersten Informationsgespräch, bei dem unsere unterschiedlichen Projekte vorgestellt und gemeinsame Ziele und der Ablauf besprochen werden“, erklärt Kerstin Kühnel. „Selbstverständlich findet aber auch nach Ablauf der Maßnahme noch eine kostenlose Nachbetreuung statt, zum Beispiel als Angebot für Arbeitgeber, uns jederzeit im Krisenfall zu kontaktieren, die Begleitung zu Facharztterminen, welche häufig eine Wartezeit über unsere Maßnahmedauer hinaus haben, oder die weitere Unterstützung bis zu dem Beginn eines Sprachkurses“, so die Psychologin. 

Was erreicht wurde 

Von Anfang an waren die Maßnahmen sehr gut ausgelastet, die Mitarbeitenden wurden von drei auf sieben aufgestockt. Als in den virulentesten Corona-Zeiten auch der Einrichtung TCW Präsenzveranstaltungen untersagt waren, gab es einen 1:1 Notbetrieb, Parkspaziergänge, Telefon- und Videokonferenzen, e-Learning Tools, Haustürgespräche und manche kreative Maßnahme, um das wichtigste zu erhalten: den persönlichen Kontakt und die konkrete Möglichkeit, sich weiterhin „herauszuarbeiten“ zu können. „Wir konnten damals viele negative Entwicklungen, die sich über die psychisch und sozial angeschlagenen Menschen in unseren Maßnahmen legten, abfedern und die bestehenden Problemlagen weiter behandeln“, so Kühnel weiter.  

Wie geht es mit dem TCW weiter? 

Heute freuen wir uns erst einmal über das fünfjährige Bestehen der Einrichtung. Dazu im TCW mit Teilnehmern, Mitarbeitenden und Gästen ordentlich gefeiert. Leiter Martin Hoppe blickt darüber hinaus zuversichtlich in die Zukunft: „Wir sind als stabiler Bildungsträger gut etabliert, wir haben mit Sozialpädagogen, Psychologen, Ergotherapeuten, künstlerischen Praxisanleitern, Ernährungsberatern und sogar einer Arabistin ein breit aufgestelltes und gut harmonisierendes Team. Unsere Netzwerke in Arbeitskreise, zu Arbeitgebern, zu anderen Einrichtungen und ehrenamtlich Mithelfenden wächst stetig weiter. Wir konnten über 300 (PerspektivO 104, Stellwerk 108, Basic 41, InFra 47) Menschen in den vergangen 5 Jahren intensiv begleiten. Es gibt ständig neue Ideen und auch schon konkrete Ansätze für substanzielle Weiterentwicklungen“.  

Was braucht es an gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen? 

Hilfreich wäre aus TCW-Sicht generell ein Ausbau an Teilzeit-Arbeitsangeboten; die Belastungsgrenzen von Menschen seien einfach unterschiedlich, so Bereichsleiter Hoppe. Kerstin Kühnel wäre zudem mehr Akzeptanz für Menschen in schwierigen Lebenslagen wichtig. Ihr persönliches Fazit nach 5 Jahren TCW: „Ich kann mir keine bessere Arbeit vorstellen, sowohl im Blick auf das Team als auch auf die Menschen in unseren Maßnahmen. Es lohnt sich, in jeden zu investieren. Es gibt hier nur kostbare, zauberhafte Menschen“.             

(Claudia Kaufhold, Diakonie Würzburg)