Erklärung der Religionen zum respektvollen Miteinander in Würzburg am 18.02.2017

Wir –Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Würzburg–treten für ein gutes und respektvolles Miteinander aller Menschen und Gruppen in unserer Stadt ein.

Wir sind besorgt über die Zunahme von ungezügelter Wut, Hass und Fanatismus in den sozialen Medien, in Netzwerken und Kommentarspalten. Das Konzept postfaktischer Mitteilungen eröffnet beunruhigende Möglichkeiten der politischen Einflussnahme und Fehlinformation.

Wir verurteilen die Instrumentalisierung der Wut und der Angst vieler Menschen, nicht mehr zur Gesellschaft dazuzugehören. Wir lehnen geschichtsvergessene populistische, fundamentalistische, rassistische und extremistische Bewegungen und Parteien ab.

Besonders am heutigen Tag, an dem mitten in unserer Stadt versucht wird, das Leid vergangener Zeiten für den Hass heutiger Tage zu instrumentalisieren, wollen wir diese Haltung bekräftigen. Wir vergegenwärtigen uns, dass das, was am 13. Februar 1945 in Dresden und am 16. März 1945 in Würzburg geschehen ist, am 30. Januar 1933 seinen Anfang genommen hat.

Dass Bürger aus der Mitte unserer Gesellschaft ihre bisherige Distanz und Ablehnung gegenüber populistischen Bewegungen aufgeben, ist alarmierend.

Als Juden, Christen und Muslime sind wir Partner in einer pluralistischen Gesellschaft. Ausgehend von unserem Glauben und den uns gemeinsamen Grundlagen im Menschenbild sehen wir uns gemeinsam in der Verantwortung, zur Bewahrung des Gemeinwohls und der freiheitlich demokratischen Grundordnung in Deutschland beizutragen. Wir setzen uns für die Achtung des Grundgesetzes, die Werte von Freiheit, Demokratie, Gleichheit der Geschlechter und eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ein.

Wir stimmen darin überein, dass Religion nicht instrumentalisiert und für machtpolitische Zwecke missbraucht werden darf – ganz gleich von welcher politischen oder religiösen Seite. Vielmehr treten wir als Juden, Christen und Muslime für mehr Humanität und gesellschaftliche Solidarität ein, insbesondere auch gegenüber Flüchtlingen und Asylsuchenden, die unseren Schutz und unsere Hilfe brauchen.

Zu unseren grundlegenden Aufgaben als Religionsgemeinschaften gehört: Das Gebet für den Frieden, die Vermittlung von grundlegender Orientierung, das Nachdenken über Wege zum Frieden und zur Versöhnung. Es ist Aufgabe der Religionsgemeinschaften, die politisch Verantwortlichen wirksam daran zu erinnern, dass sie auf Recht und Gerechtigkeit verpflichtet sind.

Gemeinsam stehen wir auf gegen Hass, Gewalt, Antisemitismus und Intoleranz. Gemeinsam stehen wir ein für gegenseitigen Respekt und ein friedliches Miteinander in unserer religiös und kulturell vielfältigen Gesellschaft.

Wir appellieren an alle, die in Religionsgemeinschaften, Politik und der Zivilgesellschaft aktiv sind und Verantwortung tragen, für den Frieden zwischen den Religionen einzutreten und den interreligiösen Dialog intensiv zu unterstützen!

Die Verstärkung des Dialogs der Religionen ist wichtiger denn je, um einer Spaltung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken

Wir treten für eine kritische Auseinandersetzung sowohl mit unseren eigenen Traditionen als auch mit den Ängsten vieler Bürger und den Motiven der Populisten und Extremisten ein.

Wir sehen hoffnungsvolle Zeichen und Orte der Begegnung in unserer Stadt Würzburg und unserer Region: Diese Veranstaltung heute und alle Initiativen, die sich dem gegenseitigen Verständnis der Religionen und Kulturen widmen.

Wir freuen uns über den Ausländerbeirat, das Bündnis für Zivilcourage, den interreligiöse Gesprächskreis, die Versöhnungsinitiativen des Nagelkreuzes, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die gewachsenen Strukturen in der christlichen Ökumene, den Zusammenschluss der Moscheegemeinden und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen. Solche dialogbereiten Initiativen zu unterstützen und zu fördern ist gerade in diesen Zeiten eine wichtige Aufgabe.