Förderverein übergibt 80.000 Euro an die Bahnhofsmission

Bei der Übergabe v.l.n.r.: Nadia Fiedler, Andreas Schrappe, Martina Fritze, Helmut Fries, Tina Schiek, Nils Freund, Dr. Hülya Düber, Johanna Anken, Michael Lindner-Jung, Sina Knauer, Doris Denner, Christa Rüger, Clemens Bieber
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Was es hier to go gibt, findet gerade reißenden Absatz: Rund 160 Mal am Tag händigt das Team der Würzburger Bahnhofsmission aktuell Essenspakete aus. Mehr als 5500 Hilfekontakte jeden Monat verzeichnet die Einrichtung am Hauptbahnhof. Diese Rekordzahlen zeigen, so Sozialarbeiterin Johanna Anken, wie groß die Not ist. Am Tag. Und auch in der Nacht. Um die wachsende Not zu lindern, ist jede Hilfe willkommen. Eine riesige Unterstützung gibt es auch heuer wieder vom Förderverein der Bahnhofsmission. 80.000 Euro steuert der abermals für die Aufrechterhaltung des Nachtdienstes bei.

Einmal am Tag in der Bahnhofsmission vorbeizuschauen, das ist Usus für etliche Menschen aus Würzburg, die kein Dach über dem Kopf haben oder unter kärglichen Umständen leben. Einige Frauen ohne festen Wohnsitz übernachten regelmäßig in der Bahnhofsmission. Zu diesen jahrelangen Stammgästen gesellen sich immer mehr Menschen, die in den vergangenen Monaten erstmals auftauchen. Dazu gehören zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine. Außerdem Rentner, die aufgrund der Teuerung mehr und mehr in die Armut gleiten. „Durch die aktuellen Krisen droht nun sogar der untere Mittelstand abzurutschen“, beobachtet Johanna Anken.

Ehrenamtliche, die sich ohne Vergütung in der Bahnhofsmission engagieren, helfen, den Zustrom zu bewältigen. Unverzichtbar sind daneben junge Menschen, die neben ihrem Studium Nachtdienste übernehmen. Dies tun im Augenblick unter anderem Nils Freund, Tina Schiek und Sina Knauer. Durch ihren nächtlichen Einsatz für die Einrichtung der Würzburger Christophorus-Gesellschaft bekommen die drei den Krieg in der Ukraine hautnah mit. „Ich habe vor kurzem in der Nacht eine 30-köpfige Familie mit 20 Kindern aufgenommen“, erzählt Sina Knauer. Völlig erschöpft kamen die Ukrainer gegen 23 Uhr in der Bahnhofsmission an.

Derart wirbelig ging es in früheren Jahren kaum jemals zu. „Die Familie hatte nur ein paar Plastiktüten dabei, die Windeln für die Babys waren ausgegangen“, erzählt Sina Knauer. Etwas Ähnliches erlebte unlängst Nils Freund: „Als ich vor wenigen Wochen Nachtdienst hatte, klingelte gegen 1 Uhr eine elfköpfige Familie.“ Es handelte sich um eine junge Frau, die mit ihrer Mutter und neun Kindern ankam. Die Familie sei unglaublich dankbar gewesen, dass sie in der Bahnhofsmission ein Nachtlager fand: „Die Kinder wollten sich gerade mit spärlichen Decken auf dem Boden des Bahnhofs einrichten.“

Zu jenen Menschen, die seit vielen Jahren ohne Zaudern mit anpacken, wann immer Hilfe nötig ist, gehört Helmut Fries. Der Vorsitzende des Fördervereins Bahnhofsmission wirbt gleichzeitig das ganze Jahr über unermüdlich für die Anlaufstelle. „Die Spielräume vieler Menschen, die zu uns in die Bahnhofsmission kommen, sind inzwischen sehr, sehr eng geworden“, berichtete er bei der Übergabe des diesjährigen Spendenschecks in Höhe von

80.000 Euro. Diesen Menschen werde nicht nur durch eine Tasse Tee oder ein belegtes Brötchen geholfen: „Wir möchten in einer heillosen Welt Zuversicht geben.“

Schon vor mehreren Monaten hatte Helmut Fries angekündigt, dass er aus Altersgründen bei der nächsten Wahl nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidieren werde. Die Spendenübergabe nutzte er, um seinen Abschied einzuleiten. Der falle ihm nicht leicht: „Es war eine schöne, erfüllende Zeit gewesen. Wenn ich als Vorsitzender gehe, trage ich die Hoffnung bei mir, dass Bahnhofsmission auch in Zukunft genügend Unterstützung erfährt, um ihren unverzichtbaren Dienst zu leisten.“

Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, sowie Andreas Schrappe vom Diakonischen Werk Würzburg dankten Helmut Fries für seinen langjährigen, intensiven Einsatz als Vorstand des Fördervereins. „Was Sie taten, taten Sie spürbar aus Liebe zu den Menschen“, erklärte Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber. Das sieht Nadia Fiedler, Geschäftsführerin der Christophorus-Gesellschaft, genauso. Was Bahnhofsmission im Einsatz für die Ärmsten der Armen täglich leistet, ist oft erst durch ihren Förderverein möglich. „Was Sie all die Jahre getan haben, ist eine unfassbare Leistung“, so Fiedler.

Erleichtert aufgenommen wurde die Ankündigung des scheidenden Vorsitzenden, dass er nach der anstehenden Neuformierung des Fördervereins weiterhin beratend tätig sein werde. Nicht zuletzt, wenn es um die Pflege des von ihm aufgebauten Netzwerks geht.

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